Es sind jetzt einige Jahre vergangen, seit ich meine ersten Erfahrungen entlang der Viehtrift gemacht habe und inzwischen sind andere Wanderungen hinzugekommen. Wir sind nun im Jahre 2017 und es ist der Moment für eine neue Erfahrung auf den alten Wegen der Wanderweidewirtschaft in den Abruzzen gekommen. Im Laufe der Jahre habe ich weiter daran gearbeitet, die alten Wegführungen zu rekonstruieren. Deshalb habe ich eine bessere Vorstellung davon, welche Trassen noch erkennbar und vielleicht sogar begehbar sind und welche inzwischen in Vergessenheit geraten sind. Da ich nur wenige Tage zur Verfügung habe, fällt die Wahl auf die kürzeste der fünf Haupt-Triften: Castel di Sangro-Lucera. Im Übrigen ist diese Trift nach den mir vorliegenden Informationen diejenige, die noch im besten Zustand ist.
In Vorbereitung der Route bin ich auf einige Ungewissheiten gestoßen, die zunächst geklärt werden mussten. Die GPS-Wegführungen, die ich mit Hilfe der IGM-Karten und mit Satellitenbildern vorbereitet hatte, stimmten an vielen Stellen nicht mit denen überein, die kürzlich von OpenStreetMap vorgeschlagen wurden. Nach einer eingehenden Prüfung habe ich jedoch herausgefunden, dass diese Wegführung alles andere als ideal ist. An vielen Stellen durchquert die Wegführung Gebiete, die nicht mehr begehbar sind --- ähnlich wie dies im Abschnitt "Der Originalweg" dieser Website der Fall war ---, wohingegen sie an anderen Stellen weit weg von der Trift verläuft. Der vorgeschlagene Weg scheint mehr ein Zukunftsprojekt, denn eine reale Streckenführung zu sein. In jedem Fall sollte man nicht blind den Angaben von OpenStreetMap vertrauen!
Aus den genannten Gründen war der Kurs, dem ich schlussendlich gefolgt bin, derjenige, den ich vorher vorbereitet hatte, mit Ausnahme einiger Veränderungen, die ich vorgenommen hatte, um jeden Tag eine Unterkunft erreichen zu können. Auch diesmal gab es hierfür wenige Möglichkeiten --- an einigen Orten gibt es nur eine einzige Herberge --- und deshalb habe ich diese in einer Liste auf einer entsprechenden Seit zusammengefasst.
Auch für diese Wanderung schlage ich drei Typen von GPS-Strecken vor, wobei ich jedoch im Vergleich zur Trift Celano-Foggia ein wenig den Blickwinkel verändere. Die vor dem Start zurechtgelegten Routen waren im Wesentlichen korrekt. Wenn es mir nicht gelang, diesen weggetreu zu folgen, so war das lediglich auf die Vegetation zurückzuführen, die einige Wegstücke verschlossen hat. Ich habe deswegen für jeden Tag einen Abschnitt mit dem Titel "Die Trift, wie ich sie gerne hätte" eingefügt. Die am Ende jeder Seite wiedergegebenen täglich durchwanderten Strecken zeigen auch die unternommenen Versuche, mich möglichst genau an den geplanten Kurs zu halten, einschließlich der Kehrtwendungen und Alternativstrecken, um Hindernisse zu umgehen. Schlussendlich habe ich auf der Seite "Die Originalstrecken" die ursprünglichen Wegstrecken wieder gegeben, so wie sie von mir rekonstruiert wurden.
Wie ist es denn diesmal gelaufen? Definitiv besser, wenn man bedenkt, dass es mir gelungen ist, die Strecke zu Ende zu gehen! Vom Gesichtspunkt der Temperaturen aus gesehen, war die Situation im Vergleich zu 2013 jedoch unangenehmer: wenn die Temperaturspitzen damals um die 35°C lagen, wurde 2017 die 40°C-Marke an allen Tagen überschritten. Diesmal aber hatte ich die Etappen kürzer geplant, um Spielraum für Umwege zu haben, falls ich auf unüberwindliche Hindernisse treffe.
Ein prägender Eindruck dieser Wanderung war ohne Zweifel die menschliche Wärme, die ich angetroffen habe. Wie ihr sehen werdet, habe ich in manchen Orten, wo ich übernachtet habe, Zuwendung erfahren, die weit über das hinaus geht, was man von einem Agriturismus-Betrieb oder einem Bed&Breakfast erwarten würde.