Klicken Sie, um zu vergrößern |
Der Tag beginnt gut: endlich ein wenig Wind! Von Pietracatella geht man auf bequemen Feldwegen zur Trift herunter. Die Wege kreuzen jedoch mehrmals die asphaltierte Straße, die im Zick-Zack-Kurs herunter führt. Von oben genießt man ein schönes Pamorama und man erkennt das Tal, wo die Trift verläuft... oder besser... wo die SS645 verläuft, die sie mit ihrem Asphalt bedeckt. Ich weiß schon, dass ich unvermeidlich auf die Straße treffe und ich zittere nicht vor Lust.
Auf der Trift angekommen, versuche ich, der von OpenStreetMap vorgeschlagenen Strecke zu folgen. Eine erste Inaugenscheinnahme der Satellitenbilder vor Beginn der Wanderung ließ nichts Gutes vermuten. Und in der Tat, auch diesmal ist der Durchgang durch üppig wuchernde Vegetation blockiert. Der Versuch, das Hindernis über die Felder zu umgehen, erweist sich als fruchtlos. Es ist nicht das erste mal, dass der von OpenStreetMap angegebene Weg in eine Sackgasse führt, aber diesmal schein es wirklich so, als wäre da gar kein Weg: man sollte doch keine nicht existierenden Strecken vorschlagen!
Geduld! Ich wappne mich mit Mut und gehe entlang der SS645 weiter. Das sind 2.5 km Asphaltweg, aber es sind hauptsächlich 2.5 km schneller und dichter Verkehr. Der Seitenstreifen bietet zwar genug Platz, um sich einigermaßen sicher zu fühlen, aber die Situation ist trotzdem nicht angenehm.
Nach einer halben Stunde Quälerei erreiche ich den "Ponte dei 13 archi", wo man schließlich die Grenze nach Apulien überschreitet: ich fühle mich schon auf gerader Linie zum Ziel! Ich verlasse das Tappino-Tal, um in das Tal des Flusses La Catola vorzustoßen.
Der Weg verläuft einmal mehr über Asphaltstraße, aber jetzt ist der Verkehr quasi null und kurz danach kann ich eine verlassene Seitenstraße entlanggehen. Ein paar Bäume gewähren etwas Erholung von der Sonne.
Und schließlich kommt der so gefürchtete Schlussanstieg. Ich wusste, dass der hier auf mich warten würde. Ein weiteres Mal muss ich die Trift wegen Unterkunftsproblemen verlassen. Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, dass es in einem Gebiet, das so dicht mit (mittlerweile zerfallenen) Tavernen für die Schäfer besetzt war, außer weit weg von der Trift keine Unterkunftsmöglichkeit mehr gibt.
Ich muss auf knapp zwei Kilometern (asphaltierter) Straße circa 400 Höhenmeter überwinden. Glücklicherweise gibt es etwas Wind, anderenfalls wäre der Anstieg mörderisch. Die Straße ist voll von Erdrutschen. Das ganze Gebiet scheint von der Erdbewegung betroffen zu sein. Während ich hinaufsteige mache ich in den Pausen, die ich brauche, um wieder zu Atem zu kommen, einige Fotos... oder umgekehrt, schwer zu sagen. Die Aussicht ist wunderschön und entschädigt einen für die viele Mühe.
Schließlich erscheint das Dorf San Marco La Catola. Es war die Etappe mit den meisten Asphaltstecken von allen und besonders die 2.5 km mit dem dichten Verkehr haben mir den Tag verdorben. Ich hoffe wirklich, dass sich irgendeine Institution bemüht, einen Alternativweg entlang des Tappino zu öffnen. Ich hätte hingegen den Weg zu Dorf auch noch ein wenig verlängern können, wenn ich die asphaltierte Straße hätte vermeiden wollen (man kann das in dem Kasten unter der Überschrift "Wenn ich es nochmal machen müsste..." nachvollziehen). In der Vorbereitung der Strecke habe ich das nicht gemerkt: dann das nächste Mal.
Nach der üblichen nachmittäglichen Ruhepause mache ich den obligatorischen Rundgang durch das Dorf und gehe bis zum Konvent der Brüder Minori Cappuccini.
Am Abend schlägt mir ein Kellner in der Pizzeria wo ich zu Abend esse eine Alternative zu dem Weg vor, den ich für morgen vorgesehen habe. Meine Idee war, nochmal in das Tal herunterzugehen und der Trift bis nach Motta Montecorvino zu folgen. Die Trift sollte in diesem Abschnitt in gutem Zustand sein. Dafür müsste ich allerdings zwei Mal von einer Hügelseite zur anderen laufen. Der Kellner schlägt mir allerdings eine viel kürzere und weniger hügelige Strecke vor, die ganz auf der Höhe durch den Wald von S.Cristoforo verläuft. Das wäre dann aber alles auf Asphalt und das gefällt mir gar nicht.
Im Zimmer untersuche ich den Vorschlag etwa näher. Als ich die Karten genauer anschaue merke ich, dass der Hinweis, den ich erhalten habe, korrekt ist und dass es Alternativen zu den Asphaltwegen gibt, die mir der Kellner vorgeschlagen hat. Ich bin hin und her gerissen, ob ich dem Originalweg folgen soll oder ob ich mir eine bequemere, wenn gleich auch mit Unwägbarkeiten behaftete Etappe gönnen soll. Am Ende neige ich dann doch zur zweiten Lösung, aber ich habe das Gefühl, einen alten Freund verraten zu haben.
Die Strecke des Tages