Clck per allargare |
Dritter Tag: die Pläne werden geändert. Nachdem der Patron des Bed & Breakfast, in dem ich übernachtet habe, erfahren hatte, was ich vorhabe, hat er mir abgeraten dem geplanten Weg zu folgen und mir eine Alternative vorgeschlagen.
Aber gehen wir der Reihe nach vor. Der ursprüngliche Plan war, der Talsenke während des Morgens zu folgen, um dann zur Hochebene der Cinque Miglia aufzusteigen, dem napoleonischen Weg folgend, entlang dem sich die Trift emporwindet. Ich hätte die Dörfer Pettorano sul Gizio und Rocca Pia durchqueren müssen, um schließlich auf die Ebene der Cinque Miglia einzubiegen. Stattdessen wurde mir geraten, den "Sentiero della Liberta" zu nehmen, der parallel verläuft aber höher gelegen ist. Der Weg führt zum kleinen Dorf Cansano, von wo aus man zuerst den Wald von S. Antonio, ein wunderschönes Naturschutzgebiet, und dann die Hochebene der "Cinque Miglia" erreichen kann. Angesichts der Tatsache, dass auch im Tourismus-Informationszentrum von Sulmona die gleiche Empfehlung gegeben wurde und angesichts der Tatsache, dass auf diesem Teilstück von der Trift praktisch nichts übrig geblieben ist, war die Entscheidung klar. Die Gegend, die ich hätte durchlaufen müssen, war von den OpenStreetMap-Karten meines GPS-Geräts nicht gut abgedeckt (heute ist sie es), sodass ich mir eine topografische Karte besorgte.
Der Weg beginnt neben dem Friedhof von Sulmona und beginnt sofort emporzuklettern. Während des Aufstiegs versteht man sofort den Grund der Empfehlung: die Aussicht auf das Tal des "Valle Peligna" ist superschön und wenn die Temperatur anzusteigen beginnt, bin ich schon auf der Höhe. Wenn ich meinem ursprünglichen Plan gefolgt wäre, wäre ich den ganzen Morgen in der Talsohle geblieben und der Aufstieg hätte gerade in der heißesten Zeit begonnen. Einmal mehr danke ich dem guten Stern, der mich bis hierhin begleitet hat.
Nachdem der Grat überwunden ist, beginnt der Abstieg nach Cansano, an dessen Ende sich eine Abzweigung befindet. Links Cansano, von wo aus man entlang der SP55 in Richtung des Waldes von S. Antonio weitergeht, rechts ein Weg, der direkt zu dem gleichen Wald führt. Was denken Sie? Rechts oder links?
Natürlich rechts...und ich stoße sofort auf das, was in den verbleibenden Tagen das große Hindernis sein wird, mit dem ich es zu tun haben werde. Der Weg wird nicht genutzt, weil Gräser und Reisig so hoch gewachsen sind, dass man wie in Schnee einzusinken scheint. Abgesehen von der Mühe, die dies macht, besteht das Risiko, dass sich die Situation verschlechtert und man nicht mehr weiterkommt. Ich wage nicht daran zu denken, im hohen Gras kilometerweit rückwärts zu gehen und kaum, dass sich die Gelegenheit bietet, nehme ich die Abzweigung zur darüberliegenden SP55.
Nach ein paar Kilometern auf Asphalt, findet man an einer Spitzkehre die einzige Quelle des Tages und den Anfang des Weges Nummer 2. Die Aufschrift "Kein Trinkwasser"' beeindruckt die Radfahrer nicht, die unbesorgt anhalten, um zu trinken und daher nutze ich diese Möglichkeit auch.
Der Weg Nummer 2 läuft in den Wald hinein. Er ist kühl und das Licht durchquert auf sehr plakative Art die Blätter der Bäume. Wenig später komme ich in der Ebene der Boschi di S. Antonio an. Sehr viele Leute sind hierher gekommen, um sich abzukühlen und ein Picknick zu veranstalten. Es ist auch möglich, sich in einer kleinen Bar zu erfrischen.
Von hier aus geht der Weg 1 weiter, der uns bis nach Pescocostanzo bringt. Wenn es Ihnen gelingt, ihn zu finden (ich hab das nicht geschafft) und wenn Sie noch genug Energie haben (man muss 200 Meter hochsteigen), können Sie Asphaltwege vermeiden, ansonsten... SP55. Die Stecke auf Asphalt ist langweilig, aber erlaubt mir, die Zeit aufzuholen, die ich beim Durchqueren des hohen Grases verloren habe. In kurzer Zeit kommt man so in Pescocostanzo an.
Von Pescocostanzo nach Rivisondoli ist die Stecke kurz.
Eine kleine Episode, die entlang der SP55 geschehen ist: entlang der Straße treffe ich einen abruzzesischen Schäferhund, der offensichtlich verwildert ist. Angesichts der bekannten Aggressivität dieser Tiere bin ich zu Beginn beunruhigt, aber dann fällt mir eine Sache auf, die ich noch andere Male entlang des Weges beobachten werde. In Abwesenheit eines Herrn und eines zu verteidigenden Eigentums zeigt er sich durch meine Anwesenheit eingeschüchtert und kaum dass ich mich ihm nähere, läuft er weg. Es ist das erste Mal, dass ich so ein Verhalten beobachte. Auch wenn ich auf der einen Seite erleichtert bin, einer Gefahr entkommen zu sein, tut mir das schöne Tier auf der anderen Seite leid.
Die Strecke des Tages